Geschichte des SVM
Geschichte des Sports
Obwohl die antiken Olympischen Spiele ja schon vor über zweieinhalbtausend Jahren entstanden waren und Turnvater Jahn Anfang des 19. Jahrhunderts die Massen mobilisiert hatte, spielte der Sport auf dem Land noch lange Zeit keine Rolle. Körperliche Ertüchtigung erfolgte bei der Feldarbeit. Nach und nach wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Turnunterricht auch an den bayerischen Schulen eingeführt, zunächst an den höheren Jungenschulen, dann an den Volksschulen und erst später an den Mädchenschulen. Sportunterricht fand in Memmingerberg nur in der einfachsten Form statt. Am neugeschaffenen Kriegerdenkmal oder in einer Wiese wurde in den zwanziger und dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts gelegentlich geturnt, Ball gespielt oder gelaufen. Den Wunsch nach sportlicher Betätigung griffen im Nationalsozialismus die HJ und der BDM auf, allerdings aus politischen Interessen, mit dem Ziel der Wehrertüchtigung.
Gründung 1946
Nach dem Krieg, im Frühjahr des Jahres 1946, beschlossen ein paar junge, sportbegeisterte Männer, manche erst aus der Kriegsgefangenschaft entlassen, einen Sportverein ins Leben zu rufen. Bei der Gründungsversammlung im „Löwen“, zu der sich 25 bis 30 Personen einfanden, wurde Heinrich Kratzert zum 1. Vorsitzenden des Sportvereins Memmingerberg gewählt. Sportlich aktiv wurden sie unter anderem im Kindergarten in der August-Hederer-Straße, wo sie im hinteren Raum Gewichtheben und Tischtennis trainierten. Die Hanteln mit den Gewichten fanden sie übrigens auf dem Fliegerhorstgelände. Da es ja nur eine Baracke war, brach beim Gewichte stemmen irgendwann der Boden durch…. Zuvor spielten sie beim „Badwirt“ auf den Wirtshaustischen provisorisch Tischtennis. Die Schläger und das Netz hatten sie gegen Butter von Letten aus dem DPLager eingetauscht. Auch Schach wurde gespielt und gesellige Abende abgehalten. Nach der Währungsreform erfolgte die Gründung einer Fußballabteilung, die Vermögensverwaltung stellte dazu den Sportplatz im ehemaligen Fliegerhorst zur Verfügung.
1. Sportfest und Vergleichswettkampf
Das erste Sportfest wurde im Juli 1949 abgehalten. Sonntagvormittags wurden Schach- und TischtennisWettkämpfe im Gasthaus „Schlössle“ ausgetragen und nachmittags fanden Fußballspiele der Schüler, der Jugend und der Herren gegen Mannschaften des FC Memmingen, sowie Leichtathletikwettkämpfe und Faustballspiele statt. Von Künersberg zu den Sportanlagen im Fliegerhorst zogen die Sportler mit der Musikkapelle in einem Festzug. Einige Wochen später fand im Fliegerhorst ein Vergleichskampf in Tischtennis, Gewichtheben und Leichtathletik mit dem Baltenlager statt. Vormittags trat man im Saal des „Löwen“ im Tischtennis gegeneinander an und im Garten waren die Muskelsportler im Einsatz. Nachmittags wurden die Leichtathletikwettkämpfe im Flugplatzgelände ausgetragen.
50er Jahre
1950 wurde in einer Hauptversammlung Josef Aumiller zum ersten Vorsitzenden gewählt, 1952 wurde er von Alfred Barth abgelöst. Ab 1953 gab es neben der Fuß- ballabteilung auch offiziell eine Tischtennisabteilung. Erste Versuche, eine Turnabteilung aufzubauen, scheiterten nicht zuletzt am Fehlen der geeigneten Übungsstätten. Die Tischtennisabteilung trainierte im Löwensaal, im „Schlössle“ und im Zehntstadel (ab 1955). Nach ersten Freundschaftsspielen stieg man 1953 mit zwei Mannschaften in den Ligabetrieb ein, musste sich aber bereits 1957 vom offiziellen Spielbetrieb verabschieden, denn die örtlichen Begebenheiten waren ausgesprochen schwierig. Auch die 1953 gegründete Leichtathletikabteilung konnte sich nur wenige Jahre halten. Die Fußballer durften schließlich den Sportplatz auf dem Fliegerhorstgelände nutzen und traten mit Herren- und Jugendmannschaften bei Turnieren an.
Erster Höhepunkt war das Pokalturnier 1951, zu dem die Fußballer sogar mit Musik einmarschierten. Noch im selben Jahr wurde die Mannschaft beim Verband angemeldet. Die Jugendmannschaft nahm ab 1952 am Ligabetrieb teil und spielte sogar gegen Kempten um die Allgäuer Meisterschaft. Durch die Wiederbelegung des Fliegerhorstes 1956 verlor der SVM seinen Sportplatz, und die Ligaspiele wurden zunächst auf einer Wiese vom „Rothebaur“ und später vom „Kirchabaur“ ausgetragen. 1958 konnte man durch Improvisation und mit vielen freiwillig geleisteten Arbeitsstunden einen eigenen Sportplatz in der stillgelegten Kiesgrube beziehen, die „Kiesgrubenarena“. Die feierliche Einweihung unter Vorstand Rudolf Wassermann erfolgte mit einem zweitägigen Fest, bei dem alle Vereine und die Schule beteiligt waren, sogar ein Festzug zog von Künersberg zum Sportplatz. Dort konnte man sich in verschiedenen Wettkämpfen messen, den Abschluss bildete ein Tanzabend im „Löwen“. Leider stand der Platz bei starkem Regen oft unter Wasser, und Arbeitsgruppen mussten die Schäden wieder beseitigen.
60er Jahre
Ab 1959 gab es wieder eine Jugendmannschaft und 1960 konnten die SVM Fuß- baller den Aufstieg in die B-Klasse feiern. Eine Schülermannschaft wurde 1963 angemeldet, die in den Jahren zuvor bereits ihre Spiele außer Konkurrenz ausgetragen hatte. Die Einweihung der Turnhalle im Jahr 1966 brachte dem Sportverein neuen Auftrieb, denn nun konnte auch in den Wintermonaten regelmäßiger Trainingsbetrieb stattfinden. Neue Abteilungen führten zu einem Mitgliederanstieg auf über 200 Sportler unter der Vorstandschaft von Tobias Guggenberger.
70er Jahre
Die Tischtennisspieler übten unter Leitung von Manfred Riedl in der neuen Halle und meldeten sich 1970 wieder neu im Ligabetrieb an.
Die neue Turnabteilung unter Turnwart Alfred Schmidt und Oberlehrer Hellwig bot vielseitige Sportangebote an: Männerturnen, Frauengymnastik, Kinderturnen und die „Körperschule der Jugend“. Bereits 1968 standen den 6 bis 18-jährigen sieben Turngruppen zur Verfügung, die in Einzelwettkämpfen teilweise sehr erfolgreich waren.sieben Turngruppen zur Verfügung, die in Einzelwettkämpfen teilweise sehr erfolgreich waren.
Auch die Fußballabteilung feierte 1971 einen großen Erfolg, denn die Herren stiegen in die A-Klasse-Süd auf und spielten gegen Mannschaften wie Kempten, Marktoberdorf und den BSC Memmingen. Von 1974 bis 1983 gehörten sie zur A-Klasse-Mitte und mussten bis nach Landsberg am Lech und Buchloe fahren. Vier Schüler- und Jugendmannschaften sorgten für den nötigen Nachwuchs.
Durch die Eintragung in das Vereinsregister 1974 und den Beschluss der Vereinsführung, durch die Bildung eines Vereinsrates, die Abteilungen besser in die Entscheidungen einzubeziehen, war der Verein auch in rechtlicher Hinsicht für die rasante Weiterentwicklung gerüstet.
Die Gründung der Ski- und Wanderabteilung 1976 unter Robert Rehm und Georg Riedlberger rundeten das Freizeitangebot des Vereins ab. In kürzester Zeit gehörten über 100 Mitglieder zu dieser neuen Abteilung. Angeboten wurden Skigymnastik, Skikurse, Skiausflugsfahrten und später auch Radtouren.
Bei den Turnern vollzog sich 1977 ein Generationswechsel: Aus gesundheitlichen Gründen musste Alfred Schmidt sein sportliches Engagement beenden und wurde von Rudi Broda abgelöst. Die neugegründete Mädchengruppe nahm 1987 sogar am Deutschen Turnfest in Berlin teil und erreichte einen 20. Platz unter 130 Gruppen. Der Gruppenwettstreit umfasste Bodenturnen mit Kasten, Kürtanz, Kürlied, Staffellauf 8 x 75 Meter und Schwimmen 4 x 50 Meter. Neu im Programm war 1982 das Mutter-Kind-Turnen.
Im Herbst 1978 entstand die Tennisabteilung, die den Bau von drei Tennisplätzen in Auftrag gab und durch Eigenleistung die Tennisanlage Stück für Stück ausbaute. Im August konnten die Tennisspieler unter Rudi Broda die Plätze in Betrieb nehmen. Bereits nach vier Jahren waren drei Mannschaften gemeldet.
Als größtes Tennistalent des Vereins kann Daniel Elsner genannt werden. Er gewann 1996/97 im Juniorenbereich die US, Australian und French Open und wechselte dann ins Profilager. Das beste Ergebnis war Platz 92 auf der Weltrangliste.
80er Jahre
Auch in der Tischtennisabteilung ging es voran. Dank konsequenter Jugendarbeit stieg die erste Jungenmannschaft zur Jugend Schwabenliga auf. Wegen der ständig steigenden Zahl der Fußballmannschaften platzte die „Kiesgrubenarena“ aus allen Nähten und der Bau der Sportanlagen in der AugustHederer-Straße durch die Gemeinde 1982 bescherte dem SVM einen „Bundesligatauglichen Fußballplatz“. Ihre größten Erfolge feierte in dieser Zeit die AH-Mannschaft durch den viermaligen Gewinn des Kotterner Hallenturniers bei Gegnern wie dem FC Memmingen, FC Kempten, Schwaben Augsburg und anderen.
Zum 40-jährigen Vereinsjubiläum konnte man nahezu 800 Mitglieder vorweisen. Die Bedingungen für den Hallensport wurden durch den Bau einer Turn- und Festhalle 1988 optimiert. Die integrierten Kegelbahnen boten nun die Voraussetzung, das Sportangebot um die Sparte Sportkegeln zu erweitern. 1989 wurde die jüngste Abteilung unter Wilhelm Wassermann gegründet. Inzwischen sind sechs Mannschaften aktiv, und durch den Aufstieg in höhere Klassen muss auf auswärtige Kegelbahnen mit vier Bahnen ausgewichen werden. Die Damen schafften 2016 sogar den Aufstieg in die Regionalliga Schwaben/Oberbayern.
ab 2000
2000 kam das nächste Bauprojekt auf den Verein zu, denn eine Zuschauertribüne wurde errichtet und 2008 eine „Verpflegungsstation“ angebaut.
Was hat sich in den Abteilungen in den letzten Jahren geändert?
Die Radler bilden seit 2002 nun eine eigene Abteilung und radeln von Frühjahr bis Herbst einmal wöchentlich in zwei Gruppen, gelegentlich auch mehrmals. Im Winter finden ab und an Wanderungen statt.
Bei den Turnern wird Steppaerobic, Gymnastik für Damen, Herren und Senioren, Mutter-Vater-Kind-Turnen und Kinderturnen angeboten.
Die Fußballer müssen im Jugendbereich wegen des Nachwuchsmangels teilweise Spielgemeinschaften mit den Nachbarorten bilden, bei den Erwachsenen sind zwei Herren- und eine Damenmannschaft, die 2015 Meister der Kreisliga wurde, gemeldet, die AH-Mannschaft spielt hobbymäßig.
Die Nachwuchskräfte der Tischtennisabteilung waren ausgesprochen erfolgreich. Sie spielten einige Jahre in der Bayernliga, wurden mehrmals schwäbische und bayerische Mannschaftsmeister (2007 bis 2010) und Pokalsieger, auch beim Deutschlandentscheid der Minimeisterschaften konnte ein 4. Platz erreicht werden. Mit sechs Herren- und vier Jugendmannschaften ist sie eine der größten und erfolgreichsten Tischtennisabteilungen des Umkreises. 2016 stieg die 1. Herrenmannschaft sogar in die Landesliga auf.
Die Tennisabteilung verschönerte und erweiterte ihr Areal immer wieder und bildet seit 2015 mit DJK Memmingen Ost in der Verbandsrunde eine Tennisgemeinschaft namens „TeG Memmingen am Berg“. Neun der 16 Mannschaften spielen auf den Memmingerberger Tennisplätzen.
Stand 2016 sind inzwischen knapp 800 Mitglieder beim SVM aktiv.
Unser herzlicher Dank geht an Ulla Stetter für die mühevolle Arbeit der Bilder und Texte sowie an alle Mitwirkenden.
Quellen und Literatur: Kube, Robert: Geschichte der Gemeinde Memmingerberg, Memmingerberg 1980. Sportverein Memmingerberg: Protokollbücher, div. Chroniken. Persönliche Auskünfte.